Was ist das erste, was Ihnen in den Sinn kommt, wenn Sie einen Fehler entdecken. Genau! Wussten Sie, dass dies zutiefst deutsche Kultur ist? Aus unserer Historie hat sich diese Art der Handhabung von Verantwortung tief in unsere nationalen Gene eingegraben. Die Voranstellung der Schuldfrage hat immense Auswirkungen auf den Umgang mit der Fehlerkorrektur. Der Fokus ist zuerst auf die Person gerichtet und nicht mehr auf eine mögliche Lösung. Dies ist so tief verankert, dass es nationales Gut geworden ist. Im Ranking der Fehlertoleranz stehen wir weltweit an vorletzter Stelle. 61 Nationen hat Michael Frese, Wirtschaftspsychologe und Fehlerforscher,  in einer Studie gelistet. Deutschland steht an 60ter Stelle, nur Singapur kommt noch strenger daher.
Der Psychologe und Fehlerforscher Olaf Morgenroth von der Hamburg Medical School hat eine Begründung dafür, warum an erster Stelle immer wieder die Schuldfrage steht. Er schreibt „Gerade in individualistisch orientierten Gesellschaften stellt Scheitern eine Bedrohung des Selbstwertes dar. Je mehr Leistung zum Kriterium für die soziale Rolle und das Selbstbild wird, desto gravierender ist ein Versagen.”
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Eine Schuldkultur kann die Stimmung im Unternehmen verderben
Kein Wunder ist in vielen Unternehmen der Lerneffekt aus Fehlern kaum ein Thema, und im Vordergrund bestimmt die Schuldzuweisung die Atmosphäre manchmal über Wochen. Bis dahin gehend, dass die „ungute Luft“ und eine Lähmung im Betriebsalltag spürbar wird. Ein weiterer Grund, warum jeder gerade erst recht Fehler vermeiden will. Ein hohes Maß an Aufmerksamkeit und Aufwand wird dann darauf verwendet, keine noch so kleinen Fehler zu machen. Doch das Leben funktioniert anders, Fehler sind nicht nur ein Bestandteil unseres täglichen Handelns, sie sind essentiell die Gründe für Fortschritt. Ohne Fehler gäbe es keine Innovation. Im Grunde hangeln wir uns von Fehler zu Fehler in die Zukunft. Doch wann haben wir zum letzten Mal so richtig über einen Fehler unterhalten, um daraus die bestmögliche Erkenntnis zu ziehen? Einzig in der IT ist “Try and Error” eine Strategie, die noch weitgehend akzeptiert wird, doch zählt am Ende nur das Ergebnis, fehlerfrei und bitte keine Betaversion.
Michael Frese dringt dann auch mit seinem Finger in einige unserer deutschen Wunden: „Deutsche Manager sagen sehr, sehr oft so etwas wie: ‚Ich habe den Fehler eines Kollegen nicht früh genug erkannt‘“, eine wunderbare verschleiernde Erklärung, warum die eigene Schuld weniger wiegt. Etwas nicht zu erkennen, kann ein Lapsus sein und kann kaum eruiert werden. Warum freuen sich alle anderen Nationen mehr, wenn über Fehler gesprochen wird, während wir hierzulande sie so weitgehend wie nur möglich verleugnen oder gar manipulativ vertuschen?
Fehler? Gibt’s nicht bei uns. Machen wir nicht.
Erfindungen sind ebenso eine zutiefst deutsche Angelegenheit, das Forscher-Gen ist uns in die Wiege gelegt worden. Doch die mühevolle Forscherarbeit eines Erfinders wird weitgehend ignoriert. Weltberühmt das Beispiel von Edison, der die Glühbirne erfunden hat. Nach über 10.000 Versuchen wurde er gefragt, wie er nur 9.999 Fehlerergebnisse überstehen konnte. Seine Antwort ist eine typische Antwort von jemandem, der einen gesunden Umgang mit Fehlern hat. Er sagte: „Es waren keine Fehler, es waren lediglich 9.999 Resultate, die ich ausschließen konnte. Es war nur eine Frage der Zeit, das richtige Material zu finden.”
Wenn wir uns als Deutsche eingestehen könnten, dass Fehler nicht nur eine hervorragende Grundlage für die nächste Innovation sein können, sondern sogar ein Muss sind um den Fortschritt eines Unternehmens zu sichern, würden wir auch im internationalen Vergleich bei den Erfindungen und Patenten wieder aufholen.
Konstruktive Fehlerkultur
An erster Stelle muss Schuldkultur aktiv in eine Lernkultur verändert werden. Dazu ist es nötig, sich mit dem Umgang mit Fehlern zu beschäftigen. Der Fehler an sich ist unumstritten ein Fehler, das Verhalten in Bezug auf Fehler ist eine andere Ebene. Das Verhalten hat etwas mit unserer Haltung zu tun und hier benötigt es Coaching und Training, bis hin zu einer Entwicklung einer neuen Kultur im Unternehmen. Verschleiern von Fehlern muss immer aufgeklärt und sanktioniert werden. Fehler hingegen müssen als konstruktive Grundlage akzeptiert werden, sie zeigen den Weg zum Erfolg, decken mangelhafte Prozesse und Probleme bei der Kommunikation auf.
In Unternehmen, in welchen eine Fehlerkultur installiert wurde, macht der konstruktive Umgang mit Fehlern sehr schnell die nächsten nötigen Maßnahmen deutlich. In vielen Fällen basieren Fehler auf Unwissenheit, Unerfahrenheit und mangelnde Übersicht. Dinge, die meist damit begründet werden können, dass derjenige im jeweiligen Fachgebiet Wissenslücken aufweist.
Was liegt näher, als dieses Wissen nachzubessern. Angefangen mit einer gründlichen Nachbesserung des Basiswissens, um das Thema eben auch auf den neuesten Stand zu bekommen.
Lernen ist nicht das Abschaffen von Fehlern
Lernen ist die Nutzung von Fehler für den nächsten Schritt einer eventuell entscheidendsten Entwicklung eines Unternehmens. Eine Weiterbildungskultur kann dabei nicht nur die beste Prävention sein, um Fehler zu reduzieren, sondern auch um das Bestmöglichste aus Fehlern zu machen.
Was wir in Deutschland brauchen, ist auch eine Veränderung der Weiterbildungskultur. Wissen wird geschätzt, Lernen wird jedoch als mühsam angesehen. Vom Unverständnis über ein Thema eines Lernenden hin zum Verstehen von Zusammenhängen und Anhäufung von Wissen, hat ebenfalls etwas mit Fehlerkultur zu tun. Unverständnis ist für uns oft auch ein Fehler oder noch schlimmer wird von unreifen Führungskräften mit Dummheit bezeichnet.
Als MANAGER INTSITUT haben wir es uns vorgenommen, Lernen so attraktiv wie möglich zu machen. Lernen als Erfolgs-Kultur und Grundlage für einen neuen Umgang mit Fehlern. Im aktuellen Newsletter beschäftigten wir uns bereits mit der Frage, wie Fehler genutzt werden könnten – und auch an dieser Stelle lade ich Sie ein, bringen Sie Ihre Fehler mit in unsere Seminare und Workshops. Lassen Sie uns was draus machen, zusammen. Melden Sie sich in einem unserer Seminare oder Workshops an, frischen Sie Ihr Basiswissen in einem der 18 Unternehmensbereiche auf. Ich erwarte, dass Sie Ihre Erfahrungen (Umgang mit Fehler) mitbringen.
Ihr O.H.
Diskretion ist Ehrensache, wir sprechen nicht über Fehlverhalten, sondern über Lücken und mangelhafte Systeme. Nichts ist erfolgversprechender, als Erfahrungen, die aus Fehlern gewonnen wurden. Hier geht es zum aktuellen Seminarangebot.