Expat in Amerika – like it or not
Landung in Phoenix, Arizona, kurz nach 12 Uhr Mittag, High Noon, Staub. Sehr viel Staub. Flirrend vor Hitze und hochsommerlich erdürrt präsentiert sich der riesige, fast leere Bundesstaat, wo der hochgewachsene, aus dem Schwäbischen stammende Mittfünfziger die nächsten zwei Berufsjahre die Prozessoptimierung im Zweigwerk leiten soll. Diplom-Ingenieur und Techniker alter Schule in der mittelständischen Industrie, mehr als 30 Jahre Berufserfahrung, verheiratet, zwei erwachsene Söhne. Und jetzt hat man ausgerechnet ihn nach Amerika geschickt.
Italien -meinetwegen- oder wenn es sein muss, vielleicht auch noch die neue Niederlassung in Tschechien, ging ihm wieder einmal durch den Kopf als er an der Passkontrolle in Günther-Oettinger-ähnlicher Aussprache auf die Antworten der für ihn unangenehm aufdringlichen Homeland-Security-Mitarbeiterin antwortete: „From Schtuttgart in Dschermäni“ „How long…“ „…twuu jias“.
Ins eiskalte Wasser: Herausforderung interkulturelle Kommunikation und Gesprächsführung
Die ersten Schwierigkeiten ließen prompt nicht lange auf sich warten: Das amerikanische Management gestatte ihm, einen Assistenten eigener Wahl einzustellen. Bereits am zweiten Tag war eine Reihe von Bewerbungsgesprächen geplant, denn es sollte zügig vorangehen. Eine Erfahrung, die den soliden Ingenieur an den Rand der Verzweiflung brachte, wie er später immer wieder erzählen wird.
Denn: Wenn zwei das gleiche sagen ist es längst nicht das Selbe: Sozialisation im kulturell geprägten Umfeld ist einer der wichtigsten behavioristischen Marker. Amerikaner haben gelernt, dass ihr einmal erreichter Erfolg die beste Prognose für zukünftigen Erfolg ist: Das Resultat: Winnertypen sind gefragt, Optimisten, Chancenseher, „can-do-attitude“.
Für den deutschen Diplomingenieur begann ein schwer zu durchschauendes Selbstdarstellungstheater: Der erste Bewerber, immerhin von einer angesehen Ivy-League-Universität, kommt im gar zu prahlerisch vor. Ebenso die zweite Kandidatin: Junges Alter, interessanter Lebenslauf, was sie nicht alles schon gemanagt und optimiert hätte … nein, das ist klar eine Blenderin. Er notiert „Mangel an Selbstkritik“, „geringe Lernbereitschaft“, gar „unrealistisches Selbstbild“.
Keiner der sorgfältig ausgewählten Kandidaten passt, eine neue Runde muss einberufen werden, das dünn besetzte Chefsekretariat murrt, der ohnehin bald als spaßbefreit geltende Schwabe wird zusehends unbeliebt. „Amerika bringt mir nur Probleme“, denkt er, „Germans are after problems, not solutions“, denken die Kollegen.
Erprobte Auswahlkriterien versagen – kulturelle Überprägung
Unterzieht man die hier beschriebene Situation einer wissenschaftlichen Analyse, so ist zunächst festzustellen, dass der deutsche Ingenieur ohne Wissen oder Absicht Auswahlkriterien anlegt, die im amerikanischen kulturellen Kontext völlig versagen und ihm verwehren, den richtigen Kandidaten auszuwählen.
Man könnte einwenden, dass Amerika und Deutschland kulturell weniger verschieden sind als z.B. China und Deutschland. Mit Sicherheit ist das der Fall, doch auch zwischen relativ ähnlichen Kulturen gibt es genug Potential für gravierende, frustrierende und unter Umständen folgenreiche und teure Missverständnisse. Im vorliegenden Fall haben sowohl der Deutsche als auch die Amerikaner in ihrer jeweiligen Kultur gelernt, wie man erfolgreich ist, beide kennen die Situation (Bewerbungsgespräch), beide ihre Rollen (Vorgesetzter, Bewerber). Doch scheitert die Kommunikation daran, dass beide die kulturell geprägten Wahrnehmungskategorien des Gegenübers nicht kennen, was sowohl das gesprochene Wort, wie auch das Verständnis des impliziten „kulturellen Codes“ betrifft. Obwohl sich beide Partner in der gleichen Sprache verständigen, und grob formuliert beide dem westlichen Kulturkreis angehören, sind unterliegende, explizite wie implizite Handlungs- und Kommunikationsmuster, Wahrnehmungskategorien und Denkkonzepte so stark von kulturspezifischer Sozialisierung überprägt, dass ungewollt eine Barriere entsteht: Unser Protagonist erkennt die geeigneten Bewerber nicht, weil er sie nicht versteht.
Lernen, worauf es ankommt: Studieren besser als Probieren
Unsere Spezialisten am MANAGER INSTITUT wissen, welche Problemlagen Schwierigkeiten bereiten. Sie sind praxiserprobte Fachleute mit viel Auslands- sowie Schulungserfahrung. Unabhängig davon, ob Sie ausländische Kunden erwarten oder eine längere oder kürzere Geschäftsreise planen – profitieren Sie von unserer Kompetenz beim Thema Interkulturelle Kommunikation. Wer die kulturspezifischen Unterschiede auch und vor allem im Business-Umfeld kennt, wird nicht nur erfolgreicher sondern auch entspannter von einer interkulturellen Erfahrung zurückkehren. Unser Kursangebot im Bereich Internationales Management umfasst unter Anderem:
Professionelle internationale Verhandlungsführung jeden Monat, an allen Niederlassungen
Internationales Marketing jeden Monat, an allen Niederlassungen
Internationales Projektmanagement jeden Monat, an allen Niederlassungen
Business English für internationale Kontakte jeden Monat, an allen Niederlassungen