Künstlich intelligente Entscheidungshilfen auf dem Vormarsch

geschrieben am: 27.10.2022 von: Oliver Haberger
In unseren letzten Blogbeiträgen haben wir uns mit Entscheidungen auseinandergesetzt und dem, was ihnen zugrunde liegt.
Anfangs haben wir unser Bauchgefühl betrachtet und uns mit dem Anteil der Intuition an unseren Entscheidungen beschäftigt. Im nächsten Schritt gingen wir näher auf die Intuition als inneren Kompass ein, haben aber gleichzeitig auch festgestellt, dass sie uns in die Irre und zu weniger guten Entscheidungen führen kann. Im letzten Blogbeitrag machten wir einen Ausflug zu den Neurowissenschaften, der Neuroökonomie und dem Neuromarketing. Hier kamen wir zum Schluss, dass unsere Emotionen einen größeren oder sogar entscheidenden Anteil an den Entscheidungen erhalten sollten.

Nun sind wir im letzten Teil dieser Serie angekommen und wollen uns heute mit der künstlichen Intelligenz beschäftigen. Wo kann die KI uns unterstützen, wo sind wir zu fehleranfällig, zu menschlich?

Was versteht man unser Künstlicher Intelligenz?

Die Begriffe Künstliche Intelligenz (KI) und artifizielle Intelligenz (AI) stammen aus der Informatik. Sie bezeichnen ein durch Algorithmen gesteuertes künstliches neuronales Netzwerk, mit dem automatisiertes intelligentes Verhalten möglich gemacht werden soll.
Im Zentrum der Künstlichen Intelligenz steht das maschinelle Lernen – oder auch Deep Learning. Hiermit bezeichnet man das Verfahren, wie ein künstlich intelligentes System auf Basis von Daten und Algorithmen durch Lernprozesse neue Zusammenhänge und Muster erkennt. Zudem wird dabei betrachtet, wie die KI damit zu eigenen Schlüssen kommt und diese selbstständig optimiert, bis der angestrebte Zielzustand erreicht ist.
Das heißt der Algorithmus bessert seine Fehler selbst aus und passt sich immer wieder so an, bis der vorher definierte Erfolg eintritt bzw. das Ziel erreicht ist.

Mit diesem Vorgang ahmt die KI die menschlichen Entscheidungsprozesse künstlich nach. Der große Unterschied zwischen ihnen ist, dass die KI dabei deutlich schneller und lernfähiger ist als der Mensch. Und ohne menschliche Emotionen und somit den bereits besprochenen Verzerrungen in der Wahrnehmung und dem Urteilen, sind die Entscheidungen zudem neutraler.

Autodidakt gegen Meister

Ein Beispiel für den Erfolg des maschinellen Lernens erbrachte 2016 das Programm Alpha Zero. Er brachte sich das sehr komplizierte “Go”-Spiel selbst bei, ohne dafür weitreichende Daten zu benötigen. Der Algorithmus kannte lediglich die Spielregeln und Siegkriterien. Mit diesen Informationen spielte die KI dann intensiv gegen sich selbst und lernte autodidaktisch das chinesische Brettspiel. Nach kurzer Zeit war es besser als alle menschlichen Meister.

Covid-19-Impfstoffe mithilfe von KI entwickelt

Ein praktisches und top aktuelles Einsatzgebiet von Künstlicher Intelligenz ist unter anderem die Forschung und Entwicklung. Dank der Fähigkeit der neuronalen Netze, aus eigenen Fehlern zu lernen und Entscheidungen und Folgeschritte selbstständig zu optimieren, konnten passende RNA-Impfstoffe binnen relativ kurzer Zeit gefunden werden. Besonders durch die Automatisierung ganzer Versuchsreihen im Labor mithilfe von KI ist dieser Durchbruch bei der Pandemiebekämpfung möglich geworden. So haben Menschen nicht mehr allein entschieden, welche Samples am erfolgsversprechendsten sind, sondern die Künstliche Intelligenz bei dieser Entscheidung mit einbezogen.

Ist die Superintelligenz schon greifbar?

Viele Menschen sind der Meinung, dass die künstliche Intelligenz noch lange nicht im Entwicklungsschritt angekommen ist, um die sogenannte Superintelligenz zu erreichen. Hierunter versteht man den Moment, in dem und Menschen die künstliche Intelligenz in allen Bereichen überlegen ist und wir mit unserer begrenzten Intelligenz und unseren Emotionen auf die unteren Sprossen der Evolutionsleiter verwiesen werden. Angesichts von unseren rund 86 Milliarden Gehirnzellen und grob 100 Billionen Synapsen eine fast unvorstellbare Überlegung. Und doch behaupten einige Verfechter der KI, dass aufgrund der rasant steigenden Prozessorleistungen und der leistungsfähigeren Algorithmen, die Singularität, wie die Superintelligenz auch genannt wird, schon in naher Zukunft erreicht werden könnte. Ich lasse das mal unkommentiert stehen.

Weitere Beispiele für Einsatzgebiete der KI

Ein spannendes Beispiel aus den USA ist der Einsatz der KI zur Prävention und Bekämpfung von Verbrechen eingesetzt. Die selbstlernenden Algorithmen identifizieren mithilfe der vorliegenden Informationen künftige Hotspots und treffen Voraussagen, wo das nächste Verbrechen wahrscheinlich stattfinden wird. So kann die Polizei bereits frühzeitig am potenziellen Tatort sein und das Verbrechen verhindern. Vielleicht erinnert Sie dies auch an den Film “Minority Report” aus dem Jahr 2002?
Andere reale Beispiele: US-Richter werden durch smarte Assistenten bei der Urteilsfindung unterstützt. Bei Darlehensentscheidungen geben KI-gestützte Systeme Voraussagen darüber, ob der Kreditnehmer vertrauenswürdig ist und ob der Kredit zurückgezahlt werden kann. Und in der Radiologie können intelligente Algorithmen, gefüttert mit einer großen Zahl an Aufnahmen – zum Beispiel von Lungenkrebs -, karzinogene Stellen im Gewebe erkennen, sogar teilweise präziser als die Radiologen selbst.

Künstliche Intelligenz im Personalwesen

Wussten Sie, dass nicht selten Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in Unternehmen eingestellt werden, die einen ähnlichen biografischen und akademischen Hintergrund oder auch einfach nur ähnliche Hobbys wie das Management haben? Und gleichzeitig werden High Potentials abgelehnt, weil den Entscheidern irgendein Detail nicht gefällt. Besondern beim Recruiting führt das oft gelobte Bauchgefühl leider häufig in die Irre.
Können hier intelligente, automatisierte Verfahren und Technologien unterstützen und zu besseren Personalentscheidungen führen? Immerhin können Fehlentscheidungen auf diesem Gebiet zu enormen Schäden führen.
Tatsächlich stehen dem heutigen Personalmanagement mit künstlicher Intelligenz vielfältige Möglichkeiten zur Verfügung, wie das sonst subjektiv verlaufende Recruiting durch Datenanalysen ersetzt werden kann. So gibt es dann neben den Lebensläufen und Zeugnissen auch Sprach- und Videoproben, die der Algorithmus analysiert. Wortschaft, Satzbau, Sprachtempo, Stimme und Erregungsgrad werden bewertet und in die Bewertung einbezogen. Oder auch die Tatsache, ob die Bewerberin oder der Bewerber Augenkontakt sucht.
Das klingt neutral und fair. Doch bei derlei Vorgehen ist die Frage, wie hoch der menschliche Anteil noch bleiben muss, damit auch ethische Kriterien erfüllt bleiben?

KI-Richtlinien für HR

Die große Frage beim Einsatz von Künstlicher Intelligenz im Personalmanagement lautet: Dürfen wir, was wir können? Sollte finale Recruiting-Entscheidung nicht weiterhin beim Menschen liegen, auch wenn er sich in Zukunft immer mehr Entscheidungshilfen bei smarten Assistenten sucht? Die Skepsis gegenüber rein automatisierten Auswahlverfahren ist besonders in Deutschland sehr groß. Und das, obwohl die hohe Trefferquote der Algorithmen für sich sprechen, wenn man den Aussagen von Personalberatern glaubt. Gerade wegen dieser Skepsis hat 2020 nach 15-monatiger Arbeit der Ethik-Beirat HR-Tech spezielle KI-Richtlinien für HR verabschiedet. Es bleibt insgesamt spannend, wo die Reise in diesem Bereich hingeht.

Bestens gerüstet, um die richtigen Entscheidungen zu fällen

Ob die KI nun zur Superintelligenz führen wird oder nur eine sehr smarte, lernfähige Maschine ist, können wir nicht entscheiden. Wir wenden uns daher lieber der sehr menschlichen Frage zu, wie Sie Ihren Horizont und Ihre Skills professionell erweitern können. Beispielsweise, indem Sie im großen Kursangebot unseres Instituts nach passenden Seminaren Ausschau halten und so Ihre Kenntnisse in dem Bereich KI-gestützter Entscheidungsfindung vertiefen. Ob in HR oder in anderen Bereichen des Managements – diese Entscheidung wird Ihnen niemand abnehmen.
Einen kleinen Tipp können wir Ihnen jedoch geben: Schauen Sie sich unsere Seminare unter der Rubrik „Personal-Management“ oder „Strategische Unternehmensführung“ an. Besonders das Top-Management greift bei strategischen Entscheidungen immer häufiger auf die Erkenntnisse und Empfehlungen von Business Intelligence zurück. Ein Analyseverfahren, das durch die Verbindung mit Künstlicher Intelligenz in den vergangenen Jahren noch mächtiger und effektiver wurde.

Bei der Auswahl Ihrer nächsten Schritte wünschen wir Ihnen viel Erfolg.

Sollten Sie Unterstützung bei der Entscheidung zum richtigen Seminar benötigen: unsere erfahrenen (menschlichen) Berater leisten hier eine mindestens so gute Arbeit wie die KI es täte. Rufen Sie uns an: 0800 3060303

 

 

Bildquelle: Gerd Altmann auf Pixabay

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